Tagebuch




Donnerstag, 26.8.98
 

Am Vormittag Friseurtermin. Gratwanderung zwischen Zweckmäßigkeit für´s Outback und Toleranzgrenze der Freundin.
Um 17.00 Uhr Abmarsch: mit Bus und S-Bahn zum Flughafen, wo wir Andi und André treffen - unsere Expedition ist personell gesehen vollständig.
Erste Probleme bei der Durchleuchtung des Gepäcks: das bei mir vermutete terroristische Teufelszeug entpuppt sich als 2 Schachteln Batterien. Sollte ich bereits im Fadenkreuz eines Scharfschützen der Bayerischen Grenzpolizei sichtbar gewesen sein, habe ich wenigstens nichts davon gemerkt.

Im Airbus in 35 Minuten nach Frankfurt; danach 2,5 Stunden Wartezeit auf die Maschine nach Singapur. Ich erstehe bei McDonalds mein erstes Reisesouvenir: einen Baseball-Schlumpf.

Eine Boeing 747 soll uns nach Singapur bringen: über Berlin, Moskau, Afghanistan, Pakistan und Indien.
 
 
 

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Freitag, 28.8.98

Um 22.40 Uhr Ortszeit Landung in Singapur. Im Freien drückende Schwüle. Petra nutzt die Gelegenheit zu einer Dusche. Sie sagt, ich soll schreiben: "Wir anderen Schweine haben verzichtet."
Was wir auf dem Flughafen nicht sehen, sind spontane Verhaftungen mit anschließender Auspeitschung von Leuten, die ein Kaugummipapier auf den Boden fallen lassen.
 
 
 

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Samstag, 29.8.98

Darwin (ca. 4 Uhr Ortszeit)
Bei der Einreisekontrolle falle ich mal wieder unangenehm auf: ein Spürhund von der "Beagle-Brigade" hat sich in meinen Rucksack verliebt, bleibt daneben sitzen und schaut den Hundeführer mit treuen Augen an. Das Ergebnis ist natürlich, dass nichts ist, und ich darf endlich in Australien einreisen.

Der Linksverkehr fordert ein erstes Opfer, als André im Taxi auf dem Fahrersitz Platz nehmen will.

Es folgen 4 Stunden Nachtruhe im Hotel. Anschließend vervollständigen wir in Darwins Einkaufsmeile unsere Expeditionsausrüstung mit einem echten australischen Lederhut, der uns vor der mörderischen Sonne im Outback schützen soll.

Die in München bei "Hertz" gebuchten Lasten-Dromedare sind leider vergriffen und so müssen wir mit 2 TOYOTA 4-Wheel-Drives Vorlieb nehmen.

Im Supermarkt müssen wir uns für den "frugalen" Teil unseres Proviants bestätigen lassen, dass er frei von "tropical fruit flies" ist, sonst würde uns bei Verlassen des Gebiets um Darwin alles wieder abgenommen werden.

Schon jetzt gefällt uns die australische Einstellung : "NO WORRIES".
 

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Samstag, 30.8.98
 

Unser erstes Ziel ist der Kakadu National Park. Da eine Brücke auf dem Arnhem Highway eingestürzt ist, empfiehlt unser Autovermieter eine 4WD-Strecke. Das erste Mal Off-Road ist unproblematischer als befürchtet. Das heißt, Befürchtungen hat eher die einheimische Polizei, die am Pistenbeginn und nach ein paar Kilometern noch einmal steht und den unbedarften Touristen Hinweise zum Befahren einer nicht befestigten Straße gibt.

Erste Probleme mit der Orientierung gibt es, als ich entscheide, die breite Piste zu verlassen und einem Feldweg zu folgen - das GPS zeigt schließlich an, dass wir abbiegen müssen. Auf Kurs kommen wir wieder, als wir beschließen, wieder zur breiten Piste zurückzukehren und das GPS zu ignorieren.

Im Kakadu NP angekommen fahren wir in den äußersten Nord-Osten  - nach Ubirr - und bestaunen 20.000 Jahre alte Felszeichnungen der Aborigines. Später auf einem Aussichtspunkt schöner Sonnenuntergang und wunderbarer Blick auf das im Osten gelegene Arnhem Land, das den Aborigines gehört und für Touristen i.d.R. tabu ist.

Auf dem Campingplatz kommt es zu einer ersten blutigen Schlacht mit den einheimischen Mücken. Nach hartem Kampf siegen wir: unser Camper ist mückenfrei.
 

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Montag, 31.8.98

Bootsfahrt auf dem East Alligator River. Die Krokodile werden klassifiziert in Salties (groß, gefährlich und gefräßig) und Freshies (klein, niedlich und menschenscheu). Der Bootsführer erzählt einiges über die Kultur der Aborigines und führt Waffen, Werkzeuge und das Didgeridoo vor.

Nächstes Etappenziel ist Nourlangie Rock. Eine Ansammlung von hohen Felsen in einer ansonsten Dauersonnenschein ausgesetzten Umgebung. Dass dieser Platz jahrtausendelang von den Ureinwohnern als Ruheplatz benutzt wurde, ist klar. Auch hier wieder schöne Felszeichnungen mit mythologischen Figuren. Der Wasserverlust ist enorm: Mittags hat jeder bereits 2 Liter Wasser getrunken. Überall sind Hinweise, bei Spaziergängen genügend Wasser mitzunehmen.
Seit Sonnenaufgang begleiten uns Fliegen, die am Tage die Mücken ablösen.

Eine 12 km lange 4WD-Piste der ruppigen Art (viele "sand-holes") führt uns zum Campingplatz von Maguk. Kein überflüssiger Luxus hier: keine Duschen, nur 1 Plumpsklo mit großer Spinne und seit der Abenddämmerung jede Menge Mücken. Das hindert André nicht daran, diese Nacht im Freien zu verbringen.
 

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Dienstag, 1.9.98
 

Um 6.00 Uhr war Aufstehen angesagt, um von der heimischenTierwelt noch etwas mitzubekommen. Erstes Känguruh gesehen. Der Weg führt über Felsen und Baumstämme zu einem natürlichen Wasser-Pool, den André und Andi gestern abend bereits zum Baden genutzt haben (ohne Krokodilkontakt !).
Weiterfahrt nach Katherine und Besuch der Katherine Gorge, die aus 13 bis zu 100 Meter.tiefen Schluchten besteht, durch die der Katherine River fließt. Wir unternehmen eine 2-stündige Tour auf einem Ausflugboot und bedauern, nicht länger hier bleiben zu können, um die in allen Reiseführern empfohlene Kanu-Tour zu machen.
Der Camping-Platz ist absolut luxusmäßig (keine Fliegen, keine Mücken).
Die nahegelegenen heißen Quellen veranlassen uns, Katherine in die Liste möglicher Altersruhesitze aufzunehmen.
 

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Mittwoch, 2.9.98

Große Überraschung: Der Projektmanager (ich !) stellt fest: wir haben den Kakadu NP um einen Tag früher verlassen als in unserem MS Project-Projektplan festgelegt. Der Projektmanager (ich !) wird von allen Beteiligten gelobt. Erst eine Woche vergangen und schon einen Tag gutgemacht.

Als Folge können wir unsere Kanu-Tour also doch noch machen.
Das macht riesig Spaß, auch wenn´s mit der Vorderfrau nicht so klappt. Es gibt beim Paddeln leichte Koordinationsprobleme. Das hindert uns aber nicht, 2 von 9 befahrbaren Schluchten zu erforschen. Frischwasserkrokodile, die es hier auch geben soll, sehen wir leider nicht.

Vier Stunden Paddeln machen ganz schön fertig, so dass ich am Abend vor meinem 300 g Steak fast einschlafe.
 

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Donnerstag, 3.9.98

600 km auf dem Highway von Katherine nach Kununurra. Dank der klimatisierten Fahrerkabine keine sonderlich schweißtreibende Angelegenheit. Bei der Überquerung der Grenze nach Western Australia gewinnen wir 1,5 Stunden (andere Zeitzone).
Campingplatz direkt am Lake Kununurra.
Abendessen im Country Club. 19 A$ für ein riesiges Steak (Scotch Filet) mit Pfeffersoße, Kartoffeln und Salat. Service und Qualität der australischen Restaurants sind um einiges besser als in Deutschland. Das gilt insbesondere auch für Supermärkte. Woolworth hat ja in Deutschland eher ein Schmuddel-Image, ist hier jedoch ein Kaufhaus gehobenen Standards mit übervollen Regalen und Probier-Service. Deutschland ist doch eine Service-Wüste.
 

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Freitag, 4.9.98

Von Kununurra aus geht es weiter in den Purnululu National Park (auch Bungle Bungles genannt). Eine 65 km lange Piste über Stock und Stein fordert alles von Mensch und Material. Nach einer Unmenge von Steinen, Schlaglöchern und steilen Anstiegen werden wir dafür mit zauberhafter Aussicht entschädigt. Ein Großteil der Gegend besteht aus bienenkorbförmigen Sandsteinhügeln - einer neben dem anderen. Die Hügel sind schichtweise orange (Eisenoxid) und blau (Cyano-Bakterien). Das ganze ist das Ergebnis von 20 Millionen Jahren Erosion durch Flüsse und Bäche.
Momentan ist hier relativ wenig Wasser zu finden, was uns ermöglicht, einen 2-stündigen Spaziergang in einer Schlucht zwischen den Hügeln zu unternehmen.

Der Campingplatz (d.h. Autostellplatz) zeichnet sich wiederum durch spartanische Ausstattung aus (Klohäuschen und ein Wasserhahn). Wir sind hier mehrere hundert Kilometer von der nächsten menschlichen Ansiedlung entfernt und geniessen die Einsamkeit. Das absolute Fehlen von Streulicht durch Häuser, Strassen und Autos ermöglicht einen Blick auf die Milchstrasse, wie ihn ein Mitteleuropäer vielleicht nur im Hochgebirge erleben kann. Das Band unserer Galaxie erstreckt sich über unseren Köpfen von Horizont bis Horizont.
 

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Samstag, 5.9.98

Um 7.00 Uhr starten wir mit einem Helikopter-Rundflug, den wir in Kununurra gebucht haben.

Die Schönheit der Bungle Bungles verlassend, wenden wir uns Richtung Süden nach Halls Creek.
Halls Creek ist die letzte Station vor unserer ersten großen Wüsten-Tour (1000 km) durch die Tanami-Desert.
Nach Ergänzung von Wasser und Vorräten geht´s auch schon los ..........
................und nach 20 km bereits die erste Panne. Andi hat einen Eisenträger, der auf der Piste lag, zwischen Unterboden und Fahrbahn eingeklemmt und mitgeschleift. Mittels Wagenheber ließ sich das ganze beheben und nach einer halben Stunde konnte es weiter gehen. Bis auf ein paar Kratzer an der Antriebswelle waren keine äußeren Schäden festzustellen.

Gewöhnungsbedürftig ist die Wellblechpiste, die einen ständig durchschüttelt und sämtliche Ausrüstungsgegenstände laut scheppern läßt (außer man ist ein tüftelnder Ingenieur wie André, der alles, was irgenwie lose ist, mit Klebeband festklebt).

Am Abend Busch-Camp am Wolfe Creek Metorite Crater (mit 800 m Durchmesser zweitgrößter Meteoritenkrater der Welt; Ergebnis des Einschlages eines 40.000 Tonnen schweren Meteoriten).

Außer uns ist wieder mal kein Mensch hier.
 

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Sonntag, 6.9.98

In aller Frühe Sonnenaufgang über dem Kraterrand bewundert.
Danach Fortsetzung unserer Wüsten-Tour an einem Buschfeuer vorbei nach Rabbit Flat, das etwa in der Mitte des Tanami-Tracks liegt.

Tank-, Einkaufs- und Duschmöglichkeit.
Das Gebäude ist gesichert wie Fort Knox, was hier draußen anscheinend nötig ist.
Selbst mitten im Nirgendwo ist ein Gespräch über die deutsche Innenpolitik möglich. Der Eigentümer des Rabbit Flat Road House unterhält sich mit mir über die bevorstehenden Bundestagswahlen im September. Allgemeiner Konsens: "It´s time for a change."

Etwa 150 km vom Road House entfernt schlagen wir mitten im Busch unser Nachtlager auf.
 

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Montag, 7.9.98

In der Nacht wird es mittlerweile zwischen 5°C und 10 °C kühl.

Am Nachmittag erreichen wir Alice Springs ohne weitere Pannen.
Zu Abend essen wir in einem Steakrestaurant. Highlight des Abends: Ein-Mann-Live-Musik.
Warum, werde ich wohl nie verstehen, aber der Mann schaffte es tatsächlich, mit der eher mittelmäßigen Interpretation von Oldies, eine größere Gästeschar von Einheimischen fast zur Extase zu bringen. Aber man ist wahrscheinlich für alles dankbar, wenn man auf einer abgelegenen Farm lebt und nur 2 mal im Jahr ausgehen kann.

Der tolle Service in australischen Restaurants wurde ja bereits erwähnt. Unser Steakrestaurant verdient aber einen gesonderten Eintrag:
Dreimal wurden uns (von 3 verschiedenen Leuten) die Spezialitäten des Abends vorgestellt; die Rechnung war allerdings grundfalsch und nicht leicht als unsere zu erkennen; sie wurde zweimal korrigiert.

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Dienstag, 8.9.98

Nach Einkaufsbummel in der Fußgängerzone von Alice Springs (Ausbeute: 2 Didgeridoos) verlassen wir die Stadt mit Ziel Mac Donnell Ranges. Erster Stop in der Simpson Gap, wo uns das Internet zutrauliche Schwarzfuß-Känguruhs versprochen hat. Schwarfuß-Kängeruhs sind zwar keine aufgetaucht, dafür aber ein paar Rock-Wallabies, die die umgebenden Felswände unsicher machten.

Standley Chasm war da mit einer (mit Nachwuchs bepackten) Känguruh-Mutter in einer Armlänge Entfernung zoologisch ergiebiger. Der weitere Weg in die Schlucht wurde immer steiniger und beschwerlicher - großartige Entdeckungen machten wir nicht mehr. Die Hauptattraktion von Standley Chasm - das eindrucksvolle Lichtspiel , wenn die Sonne Mittags in die 80 m hohe Schlucht scheint - haben wir leider verpaßt.

Über der deutschen Gründung Herrmannsburg nähern wir uns unserem Etappenziel Palm Valley.. Die 4WD-Strecke führt uns teilweise durch ein ausgetrocknetes Flußbett.

Abends nehmen Andi und André eine Einladung bei Michael and his family zu einer kleinen Feier an.
 

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Mittwoch, 9.9.98

Erfahrung des gestrigen Abends: Australier sind verdammt trinkfest !
Rum und (wenig) Cola führen dazu, dass Andi und André heute Vormittag nur Beifahrer sind. Das hat den Vorteil, dass Petra und ich uns mal nicht darüber streiten müssen, wer Offroad fahren darf. Zur Fahrt ins Palm Valley benötigen wir für 4 km eine halbe Stunde (Mensch und Material sind wieder einmal extremen Belastungen ausgesetzt).
Anschließend kommt es zu einer kleinen Verzögerung, weil Andi sich und André aus ihrem Camper aussperrt. Es stellt sich heraus, dass ein Toyota Landcruiser mit hochklappbarer Schlafkabine alles andere als einbruchsicher ist. Schwachstelle sind die Fliegengitter des Aufbaus.
Nach einer Wanderung unter Palmen und Fliegenschwärmen (es lebe der Fliegenschutz, der über Hut und Gesicht gezogen werden kann) treten wir im 1.Gang des Kriechganges den Rückweg an und fahren anschließend über die Mereenie Loop Road (Permission erforderlich !) zum Kings Canyon. Wieder kommt es zu einer kleinen Verzögerung, nachdem der Wagen unserer Mitstreiter einen Platten hat. Petra und ich genießen die Air Condition, während Andi und André beim Reifenwechsel schuften.
 

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Donnerstag, 10.9.98

Vormittag und über Mittag Wanderung im Kings Canyon mit ziemlich steilen Aufstieg zu Beginn. Andi, der sich in der Nacht zuvor durch Rum und Cola nicht in der Lage sah, sein Bett im Auto zum Schlafen herzurichten und deshalb im Freien übernachtet hat, hat sich eine Erkältung angelacht und nimmt an dieser Wanderung nicht teil.
Die anschließende Fahrt zum Ayers Rock wird zum Wettlauf mit der Zeit. Unter großzügiger Auslegung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit gelangen wir noch rechtzeitig 5 Minuten vor Sonnenuntergang auf den Aussichtsparkplatz mit Blick auf den Ayers Rock. Mit uns warten ungefähr eine Million Touristen auf die faszinierenden Farbspiele des roten Monolithen. Für uns sind nach so langer Fahrt im Outback solche Menschenansammlungen ein Graus und wir freuen uns schon darauf, wenn wir wieder fahren dürfen.
 

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Freitag, 11.9.98

Auch zu Sonnenaufgang bildet der Ayers Rock ein interessantes Fotomotiv. Leider ist Andrés Film bald voll, so dass wir die Scharen von Japanern, die ameisengleich den Ayers Rock ersteigen, nicht für die Nachwelt festhalten können.
Etwa 30 bis 40 km vom Ayers Rock entfernt befinden sich die Olgas. Das sind 36 aus verschiedenen Gesteinsarten zusammengebackene Hügel. In ständiger Sorge um das Wetter (mittlerweile hat sich der Himmel ziemlich bezogen) unternehmen wir eine 3-stündige Wanderung zwischen den Hügeln im "Tal der Winde" (sehr passend !).
Wir übernachten in Erlunda am Stuart Highway.
 

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Samstag, 12.9.98

In Marla füllen wir unsere Wasservorräte auf, kaufen Lebensmittel und Kartenmaterial über den Oodnadatta-Track. Ohne Pannen erreichen wir dann auch Oodnadatta. Früher war das mal ein wichtiger und bekannter Ort (mit Eisenbahn und auf der Kamelpost-Route  gelegen). Heute ist der Ort ziemlich heruntergekommen. Baufällige Hütten und verwahrloste Hunde prägen das Bild der Stadt. Bis auf 4 Weiße (der Besitzer des "Pink Roadhouse", seine Frau, ein Angestellter und ein Vierter - nennen wir ihn mal Waffenhändler) leben hier nur Aboriginees.
Auffällig sind die vielen Käfer in schillernd-grün.
Am Abend leichter Regen.
 

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Sonntag, 13.9.98

Um 10.00 Uhr Aufbruch. An historischer Eisenbahnbrücke und einer 120 Jahre alten Telegraphenstation vorbei. Die Telegraphenstation hat ein leicht unheimliches Flair. Sie ist 30 km abseits der Piste nur auf einer Fahrt übers Gelände zu erreichen und wird von unzähligen Fliegen bewacht. Das Auto ohne Fliegennetz zu verlassen ist sinnlos. Viele der Ruinen sind eingestürzt und unter den Steinhaufen gibt es sicher jede Menge Schlangen (von dieser Spezies haben wir bisher noch keine einzige zu Gesicht bekommen - sind aber auch nicht so scharf darauf). Schließlich liegt hier noch ein totes, bis auf die Knochen abgenagtes Känguruh. Ein richtig verwunschener Ort, und als Petra von einem Ameisen-Bataillon angegriffen wird, fliehen wir.

Am Nachmittag Ankunft in William Creek. Der Ort besteht eigentlich nur aus dem Roadhaus, ein paar Hütten, einem kleinen Flug- und einem Golfplatz (!). Wir melden uns im Roadhouse, da wir ca. 60 km im Gelände bis zum Lake Eyre - einem Salzsee - fahren wollen. Das Abmelden dient als Sicherheitsmaßnahme. Wir müssen morgen um 12.00 Uhr wieder zurück sein.
Die Fahrt zum Lake Eyre ähnelt mit zunehmender Dauer einem Trip auf dem Mond. Die Vegetation wird immer weniger, das Gestein immer schwärzer - fast wie verbrannte Erde.
So tot, wie die Umgebung hier auch wirkt: Fliegen gibt es natürlich auch hier, und nachdem wir in weitem Umkreis das einzige Ziel sind, das Feuchtigkeit verspricht, sind wir bald von Fliegen übersät.

Die Umgebung ist uns zu tot, um hier ein Nachtlager aufzuschlagen, und so fahren wir nach William Creek zurück. Das Roadhouse macht einen gemütlichen Eindruck (auf den ersten Blick). Auf dem zweiten Blick fallen wieder - wie in Oodnadatta - die schillernd-grünen Käfer auf. Die Käfer fallen aber nicht nur auf, sondern auch herunter; nämlich von der Decke, und wir stellen fest, dass es eine Art Stink-Käfer ist, der offensichtlich beim geringsten Stress einen äußerst unangenehmen Geruch versprüht (Andis Hosentasche und seine Geldscheine wissen ein Lied davon zu singen). Die 2 Stunden, die wir auf unser Essen warten müssen, sind etwas unangenehm und das Essen schmeckt auch nicht so richtig, weil man jederzeit damit rechnen muss, dass ein Käfer von der Decke auf´s Steak fällt oder ein Käfer die Hosenbeine hochkrabbelt.

Die Vorstellung, hier zu übernachten ist nicht soooo verlockend und somit entschließen wir uns zu einem Bush-Camp im Gelände etwa 7 km von William Creek in Richtung Lake Eyre entfernt.
Aufziehende Regenwolken und ein kurzer Schauer stellen Andrés und Andis Wüsten-Nachtwanderung für 4.00 Uhr morgens in Frage.
 

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Montag, 14.9.98

Reichlich unruhige Nacht. Seit 1.15 Uhr regnet es in Strömen. Ab und zu kontrollieren wir, ob wir mit unseren Autos nicht schon im Schlamm versinken.
Der Versuch einer Weiterfahrt scheitert. Die Piste ist so schmierig, dass man auch bei Tempo 30 km/h ins Rutschen, Schlingern und Drehen gerät. Wir fahren die 7 km nach William Creek im Kriechgang zurück (dauert 30 Minuten).

Wie es der Zufall so will, sind wir dazu verdonnert, auf ungewisse Zeit mit den Käfern zu leben.
In William Creek erfahren wir, dass der Oodnadatta-Track in beiden Richtungen gesperrt ist, um die Zerstörung der Piste durch Spurrillen im nassen Sand zu verhindern.
Wir verbringen den ganzen Tag mit Lesen, Schafkopfen und Billard. André und Andi nutzen den am Nachmittag nachlassenden Regen zu einer Partie Golf. Hier hat Bernhard Langer wahrscheinlich noch nie gespielt.

Am Abend im Roadhouse nutzen wir die Gelegenheit, deutsche Kultur zu verbreiten, als André einem sichtlich überforderten Busch-Piloten die Feinheiten der Bundespräsidentenwahl erklärt.

Besonderheit am William Creek Roadhouse ist, dass anscheinend über Jahre hinweg Gäste vorwiegend Visitenkarten, aber auch Waffenscheine, ADAC-Mitgliedsausweise und BHs dagelassen haben, womit das ganze Innere des Barraumes austapeziert ist.
 

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Dienstag, 15.9.98

Nachdem schon die wildesten Gerüchte kursiert sind, ist jetzt alles klar: der Oodnadatta-Track ist wieder freigegeben. Um den verlorenen Tag wieder hereinzuholen, ändern wir die Route und fahren über Coober Pedy auf den Stuart Highway nach Süden.
In Coober Pedy Besuch eines Opal-Museums mit entsprechendem Souvenir-Einkauf.
Den Rest der Zeit wird nur gefahren (Gesamtstrecke heute: 700 km). Obwohl wegen der Känguruhs davon abgeraten wird, müssen wir noch 2 Stunden in der Nacht fahren, bis wir Port Augusta erreichen.
 

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Mittwoch, 16.9.98

Um die Mittagszeit Adelaide erreicht. Nach einem einstündigen Stadtbummel in der Einkaufsmeile Fahrt nach Cape Jervis zur Fähre nach Kangaroo Island. Das letzte Stück erinnert etwas an irisch grüne Landschaft. Bei der Auffahrt auf die Fähre wünschen wir uns einen Fiat Panda; da ist wirklich Millimeterarbeit gefragt. Die Autos werden vom Personal so eingewiesen, dass man kaum noch aussteigen kann. Auf Kangaroo Island ist es kalt und windig.
Am Abend kommen die Pinguine aus dem Meer zum Übernachten an den Strand. Für die Touristen ist am Strand ein Holzsteg angelegt, so dass man praktisch durchs Schlafzimmer der ziemlich übel nach Fisch riechenden Pinguine läuft.
Der Campingwart - mit der Mentalität eines deutschen Hausmeisters - macht Schwierigkeiten, weil wir nach 20 Uhr auftauchen, läßt uns dann aber zu einem Wucherpreis doch noch rein.
Das Wasser in den Waschräumen stinkt erbärmlich und verdirbt einem den Spaß an der Dusche.
 

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Donnerstag, 17.9.98

Aufgrund des umfangreichen Tagesprogramms stehen wir um 6.00 Uhr auf.
Erstes Ziel: Seal-Bay
Wunderbare Eindrücke: das überwältigende Blau des Pazifiks; das Skelett eines kleinen Buckelwals am Strand und eine interessante Führung bei den Seelöwen, denen man sich bis auf wenige Meter nähern kann.
Ziel Nummero 2: Koala schauen.
Dritte Etappe: Flinders Chase National Park
Bereits beim Aussteigen werden wir von 2 Känguruhs und einem Emu überfallen, die anscheinend Hunger haben.
Ein 3km-Wanderweg soll uns zu den Schnabeltieren führen, die sich aber erwartungsgemäß nicht blicken lassen. Allerdings bekommen wir einen Echidna (igelähnlicher Ameisenfresser) zu Gesicht, der sein Auftauchen aber sicher bald bereut hat, weil er von Andi und André so lange verfolgt wird, bis endlich ein anständiges Foto geschossen ist.
Nächste Station: Remarkable Rocks und Cape Conedec:
ein durch Wind und Gischt seltsam geformter Felsen (ähnelt einer Henry-Moore-Plastik) und ein Leuchtturm.

Dann Ralley zurück zum Hafen und das schwierige Manövrieren auf die Fähre.

Übernachtung in Adelaide im Motel.
 

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Freitag, 18.9.98

Wieder mal frühes Aufstehen, denn das Auto ist zu putzen und zu waschen und es muss noch aufgetankt werden, bevor HERTZ den Wagen nach 6700 km wieder zurückerhält.
Die Rückgabe geht erstaunlich schnell vonstatten. Den Angestellten von Hertz interessiert nicht, ob die Halterung des Feuerlöschers kaputt ist oder ob wir eine Glastasse zerdeppert haben. Er kontrolliert nur, ob wir auch vollgetankt haben. Unserem Flug nach Sydney steht also nichts mehr im Wege.

Im Taxi zum Flughafen haben wir einen gesprächigen Taxifahrer erwischt, mit dem wir über die Verhältnisse in Deutschland, Reisen und andere Kulturen diskutieren.

Der Flug nach Sydney verläuft ohne besondere Vorkommnisse.
Der Taxifahrer, der uns zu unserem Hotel ("Top of the town"; direkt neben Sydneys Rotlichtviertel) bringt, ist äußerst erstaunt, dass wir in Deutschland keine Wüsten haben (Zitat: "Not at all ??????").

Das Hotel begeistert uns. Wir residieren im 11. Stock mit grandioser Aussicht auf die Oper und die Harbour-Bridge. Im Badezimmer befindet sich eine Whirlpool-Badewanne, die auch sofort ausgiebig genutzt wird; schließlich haben wir uns fast 3 Wochen lang kein Vollbad mehr gegönnt.

Ein anschließender Abendspaziergang führt uns über das Kunst-Viertel "The Rocks" am Botanischen Garten vorbei zu den Circular Quais. Dort treffen wir Jason, der wie Andi ein IBM-Knecht ist und den Andi vom einem IBM-Kurs in den USA kennt.
Mit ihm essen wir zu Abend und machen eine kurze "guided sightseeing-tour" : Oper und  Harbour-Bridge.
Von Jason erfahren wir, dass Paul Hogan (Crocodile Dundee) an dieser Brücke als Anstreicher gearbeitet hat.
Info von André: Beim Sprung von der Brücke kommt man im Vergleich zum 10-Meter-Brett mit der doppelten Geschwindigkeit unten an.

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Samstag, 19.9.98

Wir beginnen den Tag mit einem Spaziergang durch den Botanischen Garten, der gestern abend geschlossen war. Dann geht's vom Cicular Quai mit der Fähre zum Aquarium.
Highlight des Aquariums sind die Ozeanarien, bei denen man in einem Glastunnel läuft und um einen herum Haie und Rochen schwimmen.

Nach einem  Spaziergang in China Town und The Rocks treffen wir uns gegen Abend mit Jason zum Seafood-Essen.
Bedauerlich: Australier kennen keinen vernünftigen Schnaps. Nach einer riesigen Portion Fisch entschied ich mich für etwas, was auf der Dessert-Karte mit "Schnapps" bezeichnet war. Das war aber auch nur Likör-Zeug und konnte meinen Magen nur bedingt freibrennen.

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Sonntag, 20.9.98

Um 8.50 Uhr startet unser Flugzeug nach Cairns. Gegen Mittag kommen wir in tropischen Gefilden an.
Verwirrung an der Gepäckausgabe: eine Tasche Andrés ist eingerissen und sein Rucksack erscheint überhaupt nicht auf dem Förderband. Das dumme dabei ist, dass in dem Rucksack seine gesamten Urlaubsfilme sind. Als sich André am Schalter der Fluggesellschaft wegen seiner kaputten Tasche beschwert, erscheint bei uns - die wir als einzige noch am Förderband stehen - ein Mann mit Andrés Rucksack und erklärt, dass er seinen und Andrés Rucksack offensichtlich verwechselt hat. Seine Familie war - als sie den Fehler bemerkt haben - wohl nicht so begeistert (Zitat: "They will kill me").

Unser Hotel in Palm Cove ist Spitze und der Ort tritt in direkte Konkurrenz zu Katherine als Altersruhesitz. Wir verfügen jetzt zu viert über ein etwa 100 qm großes Appartment mit komplett eingerichteter Küche (Spülmaschine, Ofen, Backofen, Kühl- und Eisschrank), Waschmaschine, Wäschetrockner, Fernseher, Whirlpool-Badewanne, riesiger Veranda etc. etc.....

Das Meer hat mindestens eine Temperatur von 25 °C. Am Nachmittag kommt leider etwas Wind auf und stärkere Bewölkung.

26

Montag, 21.9.98

Ab Mittag Dauerregen; kein Schwimmen und kein Shopping möglich.
Dafür wird die Waschmaschine ausgiebig genutzt.
Als Ausgleich lassen wir es uns am Abend so richtig gut gehen:
Lammkoteletts mit Knoblauchkartoffeln und Bohnen; danach eine Mousse mit Grand Marnier.

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Dienstag, 22.9.98

Die zwei Unterbrechungen, die uns der Regen ließ, haben wir knallhart zum Schwimmen ausgenutzt.
Trotz Regen ist das Wasser herrlich warm und der Wind erzeugt schöne Wellen.

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Mittwoch, 23.9.98

Um 7.15 Uhr wurden wir von einem Crew-Mitglied der "Sea-Quest" abgeholt und zum Hafen gefahren. Wir legen um 9.15 Uhr ab und nehmen Kurs auf das "Great Barrier Reef" (genauer das "Saxon Reef" und das "Norman Reef").
Die Ausrüstung für das "snorkeling" ist richtig professionell: Wetsuit, Gummischuhe, Flossen und Schnorchel mit Wassereinlaufschutz. Die fast Blinden unter uns erhalten sogar eine Taucherbrille mit geschliffenen Gläsern.
Für A$ 50.--  kann man sich das Video über die Fahrt zum Riff und den anschließenden Tauchgang kaufen.

Den Abend verbringen wir in Cairns.

29

Donnerstag, 24.9.98
 

Endlich wieder schönes Wetter mit ansprechendem Wellengang.